Für „Geist“ kann man auch „Gott“ sagen. Also heißt, eine Gottesbeziehung zu haben, teilzuhaben an den Selbstentfaltungen Gottes in den Lebensgestalten, die sich realisiert haben – und weiter reali­sieren werden über das hinaus, was wir kennen. Da ich damit unsere „Natur“ bzw. Herkunft anspre­che, ist es „natürlich“, auch den anderen Lebensgestalten zuzusprechen, dass sie Lebens­gestalten des einen göttlichen Geistes sind. Das gilt nicht nur für Tiere, sondern auch für Pflanzen und die so genannte „unbelebte Natur“, die in (quantenphysikalischer) Wahrheit auch ein riesiges lebendiges Beziehungsgefüge darstellt.

Also haben auch Tiere, besser: sind auch Tiere „Seele“. Sie sind Gestalt gewordener Geist oder Ge­stalt gewordene Gottesbeziehung. Unmittelbar verbunden sind wir mit den Tieren – und Pflanzen - durch unsere vormenschliche Herkunft. Die Verbindung dahin bzw. daher besorgt das Gehirn, indem es die Grundlebenserfahrungen von Pflanzen und Tieren aus Jahrmillionen Jahren uns noch bereit- hält. Zwar sind sie längst durch menschliche Erfahrungen und kulturelle Standards „überschrie­ben“ worden, die unseren Alltag bestimmen. Aber in der Begegnung mit Pflanzen und Tieren – oder auch mit Bergen und Meeren – gibt es Momente, in denen wir die tiefe Verwandtschaft spüren. Dann wissen wir, dass alles mit allem verwandt ist. Allein deshalb können wir uns mit Tieren und Pflanzen überhaupt verständigen. Es ist also wahr: „Auch als Tier hatte der Mensch schon Geist.“ (Markus Wild) Aber eben auch schon als Pflanze und Stein oder Gaswolke.

Klaus-Peter Jörns, 2.8.2013