Evolution als Schöpfung ist ein fortdauerndes Geschehen

Dass in der Rubrik-Überschrift die „Evolution“ vor dem Wort „Schöpfung“ steht, hat mit der „Reichweite“ dieser Begriffe zu tun. „Schöpfung“ bezieht sich in der Bibel (1. Buch Mose 1,1) auf „Himmel und Erde“. „Himmel und Erde“ aber nennen nichts anderes als die den Blick nach oben und unten begrenzenden „Flächen“, die am Horizont scheinbar zusammenfließen ...
An so etwas wie einen Urknall vor 13,5 Milliarden Jahren, also an den Anfang des Kosmos, konnte niemand denken, als der biblische Text im 1. Jahrtausend v. Chr. geschrieben worden ist. Aber das alles gehört in das hinein, was wir Evolution nennen. Die Entstehung der Erde ist in diesem Geschehen ein relativ spätes Ereignis. Und vor allem geht Evolution als die Entwicklung von Leben jeden Tag weiter, reicht also weit über das Heute hinaus in eine unbekannte Zukunft.
Wenn sich Religion mit der Entwicklung von Leben beschäftigt, drückt sie erst einmal aus, dass das Leben selbst eine Gabe für alle Lebewesen is. Wir können diese Gabe mit dem alten Begriff „Heil“ bezeichnen. Diese einfache Sicht des Lebens bewährt sich, wenn man verstehen will, warum sich alles Leben bemüht, am bzw. im Leben zu bleiben. Mit Albert Schweitzers Worten gesagt, gilt dann, bei jedem einzelnen und jeder von uns beginnend: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Die beiden plastischen Figuren, die auf der kleinen Tafel „Evolution und Schöpfung“ abgebildet sind, stammen aus der allerfühesten Phase des Menschseins in unseren Breiten. Sie wurden ca. 40.000 bis 35.000 vor jetzt auf der Schwäbischen Alb hergestellt. Die Frauenfigur, „Venus vom Hohlefehls“ genannt, und der „Löwenmensch“ zeigen plastisch und drastisch, was zum Heil des Überlebens nötig war: Die Fähigkeit, Kinder zu gebären und zu ernähren, und die Fähigkeit, Tiere zu jagen, um Fleisch und insbesondere tierliches Eiweiß essen zu können. Es gibt noch genügend Menschen und Tiere, die tagtäglich gegen den Hungertod, also um das reine Überleben kämpfen müssen. Für alle, die täglich satt werden, nimmt „Heil“ auch andere Gestalten an. Davon zeugen in jener Vorzeit auf der Schwäbischen Alb die in den Höhlen der Menschen gefundenen, aus den Knochen von Gänsegeierflügeln selbstgefertigten Flöten. Trotzdem zeigt der ungeheure Aufwand, den wir für Hygiene und vor allem für die Leistungen der modernen Medizin betreiben, dass auch für die Satten das Überleben eine Heilsqualität hat. Immer geht es bei "Heil" um etwas, was die Geschöpfe als lebensnotwendig empfinden. (K-PJ, 17.8.13)
Weiter lesen: Große Gefühle der Steinzeit
Interview mit Nicholas Conard, Urgeschichtler der Universität Tübingen und Entdecker der Steinzeitfiguren von der Schwäbischen Alb. Von Hubert Filser in der Süddeutschen Zeitung vom 16. Oktober 2010.
"Der Löwenmensch von Schwaben". Hans Holzhaider, Süddeutsche Zeitung vom 14. November 2013:
Teil I, Teil II, Teil III, Teil IV
Lesen Sie, bitte, auch Klaus-Peter Jörns, Update für den Glauben. Denken und leben können, was man glaubt, Gütersloh 2012, S. 115- 135, das Kapitel "Gott lebt mt allen sterblichen Geschöpfen in einer Wirklichkeit", und S. 135-150 das Kapitel: "Schon als Tier hat der Mensch Geist". Hier geht es um eine Anthropologie, die mit der biologischen und kulturellen Evolution ernstmacht und folglich bei dem Tiersein des Menschen beginnt.
Von der Organisation PETA, die weltweit für die Anerkennung und Respektierung der Tierrechte eintritt, gibt es die Website "www.christen-fuer-tiere.de". Wir empfehlen sie.